Mittwoch, 11. Oktober 2006

Der Ausreisekurs

Waehrend eines Ausland-Jahres organisiert EIRENE im Normalfall drei Seminare fuer die Freiwillige. Eines VOR Dienstantritt eines im Mai - genau zur HALBZEIT - und eines NACH Dienstende.
Das erste nennt sich im Organisations-internen Fachjargon Ausreisekurs -kurz ARK- und dauert zwei Wochen.
Auch mein Freiwiliges soziales Jahr begann also am 03. Septembe
r mit einem solchen Kurs und ich wusste anfangs nicht so recht, was mich erwarten wuerde und was ich davon halten sollte...
EIRENE hat seinen S
itz in Neuwied. Dort fand auch die erste Woche des Seminars statt (nach einer Woche zogen wir in ein anderes Heim, die „Bannmuehle“ in Odernheim um, wo man abgeschiedener in der Natur war und mehr Freizeitmoeglichkeiten und Ruhe hatte). Direkt im Stadtzentrum in den alten Mauern eines ehemaligen Klosters befinden sich die heiligen Hallen, in denen wir hausten und gleichzeitig die Einheiten hatten.
Im Erdgeschoss Seminarraeume, Bueros, Empfang, Aufenthaltsra
um und herrlicher Garten und im ersten Stock die Kueche, die Schlafsaele, sowie eine Art Wohn- und Esszimmer mit unglaublich krass verstimmten Klavier.
Hier trafen wir an einem Sonntagabend zusammen: Circa 20 junge Menschen in mei
nem Alter, beiderlei Geschlechts, die alle das gleiche vorhatten wie ich; auszerdem Karin, eine Grundschullehrerin Anfang 40, die sich ein Jahr beurlauben liesz, um einen Freiwilligendienst in den Niederlanden anzutreten. Unsere Gruppe war die zweite dieses Jahr, die in das so genannte Nordprogramm entsandt wurde. Unsere Einsatzlaender waren also vor allem Irland, Frankreich, Belgien, die USA und Kanada.
Wir verstanden uns praechtig.
Das offizielle Kennenlernen der anderen, ausnahmslos netten und interessanten jungen Menschen war von EIRENE mit Sorgfalt organisiert.
Eine ausgeklue
gelte Taktik ward angelegt, damit man sich im Laufe dieser zwei Wochen so vertraut wie moeglich wurde. Auf diese Weise sollte gewaehrleistet werden, dass man im Ausland einen Bekanntenkreis zur Seite haben wuerde, der einem Rueckhalt gibt.
Und was soll ich sagen? Diese Taktik hatte Erfolg. Nach etlichen Namen-lern-Spielen folgten Diskussionsrunden ueber Weltanschauungen, Selbstreflexionen, Gespraeche ueber seinen bisheriges Leben und eine Einheit zum Thema „Fremd- und Selbstwahrnehmung“, in der man viel Zeit hatte, um sich ueber seinen eigenen und andere Charaktere und Verhaltensweisen auszutauschen. Insgesamt habe ich so auch unglaublich viel ueber mich selbst dazugelernt.
Darueber hinaus konnte man ja auch die nicht zu kurz angelegte Freizeit miteinander verbringen. Wir spielten Fuszball, Basketball, Volleyball, musizierten, sangen, redeten, spazierten, spielten, tranken, aszen, grillten, schwammen, fuhren Kanu und taten vieles mehr...
Die andere Zeit verbrachten wir mit juristischer Fortbildung, Gespraechen mit einem Vertreter unserer Krankenversicherung oder auch interkulturellem Lernen.
Nach diesen zwei Wochen, die natuerlich auch viel zu schell vorbeigingen, viel der Abschied echt schwer. Und das, obw
ohl ich mich eigentlich sehr auf die Ausreise nach Frankreich freute. Ich hatte mehr als nur Bekanntschaften gemacht und fragte mich, ob und wie ich mit den anderen Kontakt halten wuerde. Die gemeinsam erlebten, wirklich sehr intensiven Tage hatten uns doch mehr als anfangs erwartet zusammengeschweiszt.
Immerhin gingen viele mit mir nach Frankreich, 5 davon in die naehere Umgebung von Paris: Philip (Arche in Copiegne), Clara (Arche in Paris), Miriam (Arche in Versaille), Marie (Emmaus in Paris) und Hannah (Pleine de Vie in Paris).
Unter uns Parisern bild
ete sich sofort so etwas wie ein Netzwerk und schon bevor wir die Groszstatt ueberhaupt erreicht hatten, war ein erstes Treffen an der Kathedrale Notre Dame arrangiert.
Auszerdem moechte ich hier Marcel (den Piano-Man), Lukas (den Bauarbeiter), und Sebi (der sich in Bruessel niederlaesst) namentlich erwaehnen. Ebenso wichtig sind Anna, die in einem Partnerprojekt in Beziers arbeitet, und auch Mareike, die nun irgendwo im Sueden Frankreichs Kuehe huetet...
Auch ihr andern alle, Die Amis und so. Ihr wart der Hammer. (Ich hoffe ich komme dazu, mein Vorhaben wahr zu machen und ein paar von euch in einer Rundreise zu besuchen. Wann hat man nochmal im Leben so viele Menschen verstreut an verschiedenen Orten, wo man sich mal fuer eine Nacht einquartieren kann? ^^ )