Mittwoch, 7. März 2007

2. Rundbrief: Was der Kuerzung zum Opfer fiel...

Exkurs: Politisches aus Frankreich
Nicolas Sarcozy und die Premier-Minister-Wahlen

Spätestens seit den Unruhen im Herbst 2005, bei denen jugendliche "Strolche" in den französischen Vororten für Furore sorgten, ist der Name Nicolas Sarcozy den Meisten ein Begriff. Als die Krawalle kaum mehr zu kontrollieren waren und dutzende Autos in Brand gesteckt worden waren, wurde der junge Innenminister vor seine erste große Bewährungsprobe gestellt. Er entschied sich für einen harten Kurs gegen die Aufmüpfigen. Das Polizeiaufgebot wurde vervielfacht, die ergriffenen Täter hart bestraft und sogar der öffentliche Nahverkehr ward für eine Zeit lang lahm gelegt, um den Randalierern die Mobilität zu nehmen.
Letztendlich hatte Sarcozys Handeln Erfolg. Die Tumulte legten sich größtenteils. Zu kleineren Unruhen kommt es in den Pariser Banlieues ohnehin und auch das ein oder andere Autowrack sieht man wohl dort von Zeit zu Zeit, wie mir ein anderer Freiwilliger, der näher an den Anliegers wohnt, versicherte. Eine Beruhigung der Lage bedeutet da schon fast Normalität.
Doch im Rahmen dieser Ereignisse leistete sich der Innenminister auch gehörige Ausrutscher, etwa, als er die meist ausländischen jugendlichen Randalierer als "Abschaum" bezeichnete und forderte, man müsse die Vorstädte "mit dem Hochdruckstrahler reinigen"...
Nun ist Nicolas Sarcozy Kandidat für die kommende Premier-Ministerwahl-Wahl Frankreichs und lässt aufgrund der vielen Wahlkampftermine zur Zeit seinen Ministerposten ruhen.
Seit Wochen wird hier über nichts anderes mehr als über die bevorstehenden Wahlen berichtet; Sie sind das dominierende Thema der Nachrichten. Es ist zu einem echten „Battle“ ausgeartet: Wer ist öfter auf den Titelseiten der französischen Zeitungen? Wer bekommt in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit?
Alle Ausrutscher Sarcozys sind nun vergessen. Er erfreut sich großer Beliebtheit. Überall ist er präsent. Er weiß, was er will und vermag sich die Medien zunutze zu machen. Er spricht klare Parolen, die von Allen verstanden werden und hat - im Gegensatz zu beispielsweise Segolène Royal, seiner sozialistischen Konkurrentin - schon vor langer Zeit ein genaues Programm auf den Tisch gelegt, in dem alle wichtigen seine Politik betreffenden Punkte angesprochen werden.
Als Innenminister hatte er immer wieder betont, dass Frankreich derart viele Einwanderer nicht verkrafte. Migranten werden nun in der Regel noch direkt an der Grenze aufgegriffen und in ihr Heimatland zurückgeschickt. 2006 gab es so in Frankreich sage und schreibe 33% weniger Asylbewerber als im Vorjahr.
Der Mann fährt einen klaren Kurs. Er macht etwas! Und selbst, wenn es nichts Gutes ist, was er gerade macht, man weiß wenigstens, was man von ihm zu erwarten hat. So kenne ich selbst Farbige, die mir sagen, sie zögen Sarcozy gegenüber Royal vor, da man bei ihm wenigstens sicher sein könne, was komme.
Mit Spannung werden nun hier die bevorstehenden Wahlen erwartet. Viele unserer Sozialarbeiter befürchten, dass sich die Lage der Migranten und Flüchtlinge unter Sarcozy erheblich verschlechtern könnte...

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